Der steinadler

Der Steinadler ist,ähnlich wie z.B.der Löwe auch,eine emblematische Art,welche den Menschen seit jeh her fasziniert hat.Sei es durch seine Grösse,seine Kraft,sein geheimnissvolles Leben in den damals noch unzugänglichen Gegenden oder nicht zuletzt,seiner sehr gefragten Federn wegen.Der Adler ist in unserem Alltag überall anzutreffen und auf Münzen,Briefmarken,Flaggen oder Markenartikeln vertreten.

Bis zu seiner völligen unter Schutzstellung im Jahr 1953,wurde der Steinadler in der Schweiz rücksichtslos,unter dem Vorwand eines Schädlings,verfolgt.Ihm wurde mit Fallen (Tellereisen), Giftködern und Flinten nachgestellt,am Horst abgeschossen und die Jungen ausgehorstet.In einem noch heute vorhandenen Horst im Val des Dix (Hérémence),wurde ein Jungadler mit Dynamit aus dem Horst gesprengt.Oberhalb von Chamoson in den unzugänglichen Felswänden am Haut de Cry,schaffte es ein Hirte über den Horst zu gelangen und Fakeln in den Horst zu werfen,worauf der noch nicht flügge Jungvogel mit brennendem Gefieder aus dem Horst sprang um in der Tiefe der darunterliegenden Schlucht zu "zerschellen". Viele Jungadler wurden ausgehorstet um an Zoos weiterverkauft zu werden,um sie in Käfigen zu halten oder wurden ganz einfach erschlagen und ausgestopft.Einige Präparate aus dieser zum Glück längst vergangenen Zeit,existieren noch heute.Es gibt aber gelegentlich Hinweise das Jungadler noch immer ausgehorstet werden (z.B.Entremont 2009).Mehr zu diesem Thema ist unter "Gefahren und Bedrohungen" vorhanden.

Dem Steinadlerbestand in der Schweiz geht es aktuell gut.Die Population besteht aus ungefähr 350 Paaren,dazu kommt eine Anzahl unverpaarter Individuuen (Jungvögel,Einzeladler),welche den Ausfall eines Revieradlers sofort bemerken und für Ersatz sorgen.Die Art ist aber,der tiefen Reproduktionsrate wegen, sehr verletzlich (der Steinadler brütet nicht jedes Jahr).Der Ersatz eines Partners kann ein erfolgreiches Brüten jahrelang unterdrücken.

Der Steinadler ist äusserst wetterhart,wiederstands- und anpassungsfähig.Er überlebt und pflanzt sich überall fort wo er Futter findet und einen entsprechenden "Aktionsraum" besetzen kann.Er meidet,aufgrund seiner Grösse,dichte Wälder,nutzt aber den dort entstehenden Aufwind geschickt aus (vorallem im Winter wenn die Fichten schneefrei sind und sich erwärmen).Er ist,hauptsächlich im Sommer,im Bereich der Waldgrenze bis hinauf gegen 3500 m.ü.M anzutreffen. Im Winter schränkt der Steinadler seinen Aktionsraum auf kleinere,oft an der Sonne gelegene Teile seines Reviers ein,wo sich natürlich auch Fremdadler und Schalenwild aufhalten.Im Wallis ist gerade deshalb die rechte Seite des Rohnetals ein richtiges "Flug- Couloir" für die umherziehenden revierlosen Exemplaren,während die schattige linke Seite des Tales fast ausschliesslich von den dort ansässigen Revieradlern beflogen wird.Einige Paare,bei welchen sich das Revier über beide Rohnetalseiten ausdehnt,halten sich im Winter fast nur auf der von der Sonne beschienen rechten Rohnetalseite auf.Einerseits Futterbedingt,andererseits um durchziehende Artgenossen zu vertreiben.

Nach starken Schneefällen können einzelne Steinadler im Rohnetal auf 500 m.ü.M beobachtet werden, wenn sie in den Ebenen und tiefen Hangwäldern nach Schutz suchen und dort die Nacht verbringen.

Der Steinadler ist eine imposante Erscheinung die aber nicht immer sofort als solche wahrnehmbar ist wenn man ihn in den Weiten der Bergwelt und nur auf eine gewisse Distanz beobachten kann.Wie bereits bei den Flugbildern beschrieben,ist das Weibchen grösser als das Männchen,welches "Terzel" genannt wird,was ein Hinweis auf den Gewichtsunterschied darstellt und sowas wie "Drittel" bedeutet.Tatsächlich ist das Steinadlermännchen mit einem Gewicht von etwa 4 Kg ein Drittel leichter als das Weibchen,welches 6 bis 7 Kg erreichen kann.Ein Männchen misst,von der Schnabel- bis zur Schwanzspitze gemessen um 85 cm,das Weibchen erreicht 95 cm Länge.Die Flügelspannweite beträgt bei Männchen zwischen 185 und 197 cm,bei den Weibchen 190 bis 230 cm.Die meisten Weiblichen Steinadler messen aber um 200 bis 215 cm. Überschneidungen zwischen den Geschlechtern bezüglich Körperlänge und Spannweite kommen vor,sind aber vernachlässigbar selten.

Das totgefundene Adlerweibchen "Saleina",welches ich unter "Revier und Lebensraum" beschreibe,wies eine Spannweite von "nur" 203 cm auf,war aber mit 94 cm Körperlänge relativ lang.Das Gewicht betrug,einige Tage nach dem eintreten des Todes und grosser Hitze,noch immer 5,2 Kg.Der markanteste Unterschied zwischen den Geschlechtern ist wohl eher im Gewichtsunterschied zu finden und nicht unbedingt bei der Spannweite.

Die Lebenserwartung eines in der Wildnis lebenden Steinadlers,kann aufgrund stark unterschiedlicher Lebensweise nicht mit einem in Gefangenschaft gehaltenen Exemplar verglichen werden.Trotz sehr harter Lebensbedingungen im Hochgebirge,werden beachtliche Alter erreicht.So zum Beispiel an den beiden Reviermännchen "La Grand Garde" (aktuell "Saxon" genannt) und "Haut de Cry",welche im Jahr 1989 bereits als adulte (um 8 Jahre alt) in ihren Revieren unterwegs waren.Das Adlermännchen "La Grand Garde" verschwand im Verlauf des Jahres 2017,das Adlermännchen "Haut de Cry" wurde im Januar 2019 durch ein jüngeres Männchen aus seinem Revier vertrieben und verbrachte den Rest seines Lebens als sehr alter Einzeladler,welcher auf seinen Flügen um Futtersuche und Rastplätzen von den dort ansässigen Adlerpaaren mit Sicherheit arg angegriffen und verjagt wurde.Das Leben als Einzeladler ist besonders hart und von ständiger Flucht und stetiger Wachsamkeit geprägt,was für einen ehemals langjährigen Revieradler traumatische Folgen mit sich zieht.

Übersteht ein juveniler Steinadler seinen ersten Winter,was schätzungsweise etwa die Hälfte bis drei Viertel der Jungadler schaffen, verbessern sich seine Chancen,durch Lernprozesse und sammeln von Erfahrungen, das adulte Alter zu erreichen deutlich.Der immature Adler wird als "Einzeladler" mehr oder weniger grosse Teile des Alpenbogens befliegen,um auf der Suche nach Futter sein auskommen zu finden und später,im optimalen Fall,Revierinhaber zu werden indem er den Ausfall eines alten Revieradlers bemerkt,sich diesen erkämpft oder sich irgendwo in einem geeigneten Lebensraum mit einem ebenfalls entschlossenen Partner niederzulassen.Darüber wie vielen von ihnen das gelingt können nur Mutmassungen gemacht werden.

Bei optimaler Haltung in Gefangenschaft,kann ein Steinadler um die 50 Jahre alt werden.

 

Zum Zeitpunkt dieser Aufnahme war dieses adulte Steinadlermännchen (Männchen "Chavalard") ziemlich genau 10 Jahre alt.

 

Steinadlerweibchen "Mex 2" im Winter bei einem Erkundungsflug ausserhalb ihres Reviers.

 

Der bisher grösste Steinadler den ich im Gebiet beobachten konnte,das Adlerweibchen "La Grand Garde" (aktuell "Saxon" genannt) sucht bei leichtem Schneegestöber und minus 20 Grad Celcius nach Aufwinden. Die längsten Handschwingen dieses Weibchens messen 603 mm in der Länge,was einer Spannweite von etwa 230 cm entspricht.

Zum Zeitpunkt dieser Aufnahme (Februar 2012),war dieses Weibchen um die 23 Jahre alt.Im Winter 2016/17 verschwand dieser Adler spurlos und wurde durch ein neues,ebenfalls sehr grosses Individuum ersetzt.